Ernährungsmedizin und Depressionenen
Nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO steigt die Zahl der Menschen mit Depressionenen weltweit rasant an. 2015 waren rund 22 Mio. Menschen betroffen, gut 18 Prozent mehr als 10 Jahre zuvor. Depressionenen seien heute weltweit die Hauptursache für Lebensbeeinträchtigung, so die Aussagen eines Autors der WHO-Studie. Für Deutschland zählt die WHO die Zahl der Menschen mit einer Depressionen auf 4,1 Mio. 4,6 Mio. Menschen würden unter Angststörungen leiden.
Bisher war ein Zusammenhang zwischen Ernährung und Depressionenen kein großes Thema. Das scheint sich aber jetzt zu ändern. Australische Wissenschaftler konnten in einer Studie nachweisen, dass sich eine Ernährungsumstellung mit Schwerpunkt "pflanzenbasierte Kost" sehr günstig auf die Entwicklung und den Verlauf von Depressionenen auswirkte (SMILES-Studie).
Innerhalb der Europäischen Union wurde das MooDFOOD-Projekt ins Leben gerufen. Ziel dieses Projektes ist es herauszufinden, in wieweit Ernährungsgewohnheiten das Depressionensrisiko beeinflussen. Derzeit läuft eine entsprechende Studie unter Leitung von Wissenschaftlern der Universität Leipzig, die bis 2020 abgeschlossen sein soll. Es gibt bereits verschiedene Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Ernährungsgewohnheiten und Depressionenen, z. B. hat eine hohe Zufuhr von Zucker und gesättigten Fettsäuren einen nachteiligen Einfluss auf die Psyche, auch der Verzehr von Fleischprodukten und raffinierten Kohlenhydraten war mit einem höheren Risiko für Depressionenen assoziiert. Was die Mikronährstoffe anbelangt, wurden verschiedene Studien publiziert, aus denen hervorgeht, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel mit Depressionenen zusammenhängen, ebenso eine niedrige Zufuhr von B-Vitaminen, insbesondere von Folsäure. Eine Verminderung des Depressionensrisikos wurde auch nach Supplementierung nach EPA/DHA beobachtet.
Es scheint sich auch ein neues Fachgebiet zu etablieren, die "Nutritional Psychiatry".
Wer sich für Mikronährstoffe interessiert, für den sind diese Zusammenhänge keine Überraschung, da verschiedene Mikronährstoffe nachweislich einen erheblichen Einfluss auf den Neurotransmittermetabolismus, den Energiestoffwechsel der Nervenzellen, das Antioxidantiengleichgewicht im Gehirn und vieles mehr haben.
Zum Schluss noch einige Erkenntnisse aus neueren Studien: Wissenschaftler aus dem Iran konnten nachweisen, dass entzündungsfördernde Ernährungsgewohnheiten bei jungen Frauen zu vermehrten Stresssymptomen führten. Im Januar 2017 wurde publiziert, dass die Serum-Zinkspiegel invers mit Störungen der psychischen Befindlichkeit bei Studentinnen verbunden waren.
Im Dezember 2016 publizierten Wissenschaftler aus England einen Übersichtsartikel über den Zusammenhang zwischen Ernährung und Depressionenen bei Kindern und Heranwachsenden. Eine Auswertung von 20 Studien zeigte, dass ein Zusammenhang bestand zwischen ungesunden Ernährungsgewohnheiten und Depressionenen bzw. schlechter psychischer Befindlichkeit.
Referenz:
Felice N. Jacka: Nutritional Psychiatry: Where to next? EBioMedicine, Available online 21 February 2017